Anmerkung des Autors: "Um Unklarheiten zu vermeiden, empfehle ich das erneute Lesen des letzten Kapitels!"
Mit einer zu hohen Aufsetzgeschwindigkeit würde mein Flieger, genauso wie der Stein auf dem Wasser, regelrecht von der Bahn abprallen und wieder in die Luft fliegen, um kurz danach wieder aufzuprallen und so weiter. Im besten Fall bricht das Fahrwerk noch bevor die Landebahn zu Ende ist. Ein Szenario was ich mir nicht unbedingt wünschte.
Ich flog also meinen Anflug und um den thermikbedingten Aufwinden entgegen zu wirken, setzte ich den Sinkflug entsprechend früh ein. Das verbesserte zwar die Situation ein wenig, aber als ich kurz vor der Piste war, hatte ich immer noch einiges an Fahrt zu viel auf der Uhr. Anstatt jetzt also das Hüpfespiel zu beginnen, bricht man also den Sinkflug knapp über dem Boden ab und schwebt solange die Landebahn entlang, bis die Fahrt endlich soweit runter ist, dass der Auftrieb schwindet und das Flugzeug nur noch am Boden bleiben kann.
Also alles kein Problem. Doch! Ich befand mich ja in einer Prüfung. Und da hält man sich ja bekanntermaßen an irgendwelche Vorschriften. Und mit so einem Sympath wie Herrn Lustig sowieso. Und nach diesen Vorschriften, sollte das Aufsetzen immer im ersten Viertel der Bahn passieren, damit man, auch bei schlechter Witterung, immer genug Ausrollstrecke zur Verfügung hat. Bei einer 800m langen Landebahn bedeutet das also, dass man innerhalb der ersten 200m(besser 100m) am Boden zu sein hat, sonst müsste man durchstarten und ein neuen Versuch wagen. Das wiederum wäre aber schlecht für meine Prüfung. Also wenn man nicht gerade Harry Potter mit Zauberstab und Flugbesen ist, brauch man in einer solchen Situation ein gutes Timing.
Der Trick ist, den Flieger schon weit vor Bahnbeginn in Bodennähe zu haben. Das verlängert die Gleitstrecke und macht den Prüfer glücklich. Ist jedoch nicht zu empfehlen, wenn die Bahn direkt hinter einem Wald anfängt. Aber über solche Details muss ich mir diesmal keine Gedanken machen.
50ft(15m) über dem Boden(nicht der Bahn) fange ich also langsam an das Flugzeug abzufangen. Das Flugzeug hört auf zu sinken, während ich nur wenige Meter über dem Boden entlang schwebe.
25m vor Bahnbeginn... ich schwebe... der Geschwindigkeitsmesser zeigt viel zu viel an und denkt gar nicht dran, das zu ändern.
Beginn der Piste: ..ich schwebe immer noch, doch langsam bewegt sich der Fahrtmesser wenigstens etwas in die richtige Richtung.
25m nach Begin... der Zeiger bewegt sich jetzt deutlicher, doch zum Landen immer noch zu viel.
50m nach Bahnbegin... meine Überziehwarnung meldet sich endlich mit einem herzlichen "Trööööööööt" und die Räder setzen sanft auf dem Boden auf. Punktlandung!! Das hat echt gepasst.
Noch bevor die halbe Bahnlänge erreicht war, fuhr ich die Klappen auf Startstellung und schob den Schubhebel auf Vollgas. Wie besprochen, starteten wir sofort wieder(Touch and GO) und stiegen kontinuierlich in die Höhe. Herr Lustig sagte nichts.
Dieses Mal ging es an die sogenannte Ziellandeübung. 2000ft(ca. 600m) über der Bahn wurde wieder ein Triebwerksausfall simuliert und das Ziel war es, genau am Anfang der Bahn punktgenau aufzusetzen. Quasi das gleiche wie auf dem Acker, nur dieses Mal galt es wirklich zu landen und zwar Punktgenau am Anfang der Bahn. Die Schwierigkeiten waren die Selben wie vorhin, aber dennoch gelang es mir relativ präzise aufzusetzen. Wir starteten erneut durch und machten noch abschließend zwei "normale" Landungen.
Ich war wieder guter Laune und zufrieden mit mir. Egal was der Typ da neben mir dachte, landen kann ich. Ab und zu versuchte ich eine Regung auf Herrn Lustig Gesicht zu erkennen, aber keine Chance. Seine 8,5 Sätze, seit Prüfungsbeginn, hatten sich inzwischen durch Wortbrocken auf optimistische 9,5 Sätze erhöht. Aber er war der gleiche Charmebolzen wie vorhin und blaffte mich nur an gefälligst zurück zum Standplatz zu rollen. Kurz vor dem Standplatz meldete ich mich brav am Funk ab und auf die Frage der freundlichen Towerlotsin, wie denn die Prüfung nun ausfiele, musste ich leider antworten das ich keinerlei Ahnung hätte. Und Herr Lustig, regte sich kein bisschen.
Am Vorfeld angekommen sprang er aus dem Flieger und lief Schnurstraks Richtung Flugschulbüro, während er irgendetwas von Papierkram faselte. -> 10 Sätze
Während ich den Flieger fertig machte, kam nun noch ein Fluglehrer vorbei und fragte wissbegierig ob ich nun bestanden hätte. Aber das einzige was ich machen konnte, war mit den Achseln zu zucken. Langsam stieg in mir auch wieder Unmut empor. Ich konnte einfach nicht fassen wie dieser Prüfer drauf war. Keinerlei Interesse an jeglicher sozialer Kommunikation. Und wie war nun das Ergebnis?? Keine Ahnung.
Ich ging also in Richtung Flugschulbüro und setzte meine letzte Hoffnung darauf, dass Herr Lustig in Wirklichkeit nur eine Maske auf hatte, um den Prüfungsdruck etwas zu erhöhen. Er würde es jetzt bestimmt spannend machen. Er war bestimmt ein Mensch, der genau daran Spaß hatte. Böser Prüfer spielen, großer Spannungsbogen bei der Auswertung und dann das überraschende Ergebnis am Ende. Ja, genauso ein Typ war mein Herr Lustig. Und ich hatte ihn durchschaut. Am Ende wird er bestimmt mit Handschlag als totaler Sympath aus der Flugschule gehen.
Ich setzte mich...
2 Kommentare:
Nee ne, das kannst du doch nicht machen. Soll ich jetzt drei Wochen auf die Fortsetzung warten? Auch wenn man das Ergebnis ja kennt, will man doch wissen, ob dieser Typ doch mal was menschliches gezeigt hat. Mano :(
Nach Deinen letzten Worten kann ich mich irgendwie des Gefühles nicht erwehren, dass es wohl nicht in diese Richtung gehen wird...
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