Samstag, 6. November 2010

Kapitel 6 - Der Backofen

Wir sitzen im Flugzeug und nachdem die ersten Checklisten gelesen sind, schließe ich in brütender Hitze die Kabinenhaube. Es sind gefühlte 50° Celsius in unserem Flieger. Und wahrscheinlich entspricht das sogar der Wahrheit. Der Motor ächzt, als das Benzin/Luftgemisch zur Zündung kommt. Er hat genauso wenig Lust bei dieser Hitze zu arbeiten wie ich. Und Herr Lustig wahrscheinlich auch nicht, aber dem Typ gönne ich gerade diesen Höllenoffen. Ich mache den Funk und rolle als erstes zur Tankstelle. Das kurze Aussteigen und Betanken des Flugzeug verschafft noch einmal Abkühlung. Die nächste wird es wohl erst wieder in der Luft geben.

Und Herr Lustig sagt kein Wort. Kann der endlich mal sprechen!!, denke ich bei mir. Aber es kommt nichts. Das betanken ist beendet und wir sitzen erneut im Backofen.

"Hangelar Info, D-EFTG, Katana 20, Position Tankstelle, 2 Personen für einen 1,5h Prüfungsflug, erbitte Abfluginformationen".

Jetzt wird es langsam ernst. Herr Lustig ist Herr Schweigsam und ich bin inzwischen davon überzeugt, dass sein Funkgerät kaputt sein muss. Aber wen juckts...

Info (der Tower) gibt mir die benötigten Informationen und wünscht mir für die Prüfung viel Glück. Ich kann's gebrauchen. Aber vielleicht ist Herr Schweigsam inzwischen weich gekocht.

Wir starten und die Maschine beschleunigt trotz der Hitze zügig die 800m lange Bahn entlang. Etwa im ersten Drittel heben wir ab und ich spüre wie die Luftdüsen langsam anfangen, kühle Luft ins Innere des Backofens äh....der Maschine zu pusten. Na wenigstens wird es kühler...

Ich gehe auf Kurs und fange an den Teil "Überlandnavigation" abzufliegen. Dabei gilt es, gemäß Flugplan, jeden terrestrischen Navigationspunkt nach berechnetem Steuerkurs und Flugzeit zu finden. Mein Problem: Es geht dieses Mal in die einzige Richtung in die ich in meiner Ausbildung noch nie geflogen bin. Zu meiner Beruhigung hat mir einer meiner Fluglehrer, eine Stunde vor Abflug, Hinweise gegeben wie ich manche Punkte finde. "Flieg das Tal entlang. Und wenn am Ende des Tals ein weiteres Quer kreuzt, mit einem dicken Bergrücken an der Seite, dann bist du zu weit", sagte er mir.

Ich fliege nun seit 20 Minuten. Außer den 3,5 Sätzen vor dem Flug hat Herr Schweigsam immer noch nichts gesagt. Ist sein Headset vielleicht wirklich kaputt?? Vielleicht auch besser so.

Ich kommentiere jedenfalls brav jeden einzelnen meiner Handlungsschritte und fliege weiter. Die ersten Punkte sind bereits gefunden und es geht weiter. Da sehe ich auf einmal das versprochene Tal. Ich schaue hinaus und freue mich über die kleine Hilfestellung meines Fluglehrers.

Das Problem was ich habe, dass ich dieses kleine Segelfluggelände einfach nicht finde, was da angeblich unten sein soll. Wo ist dieses Mistding??? Und auf einmal überschieße ich das Quertal am Ende und sehe den Bergrücke vor mir.

Mist!!! Ich bin zu weit. Also heißt es jetzt rumkurven und suchen! Jedenfalls bin ich mir schon mal sicher das ich im richtigen Tal bin. Aber wo ist bloß dieser Platz????

2 Minuten später hab ich ihn. Und es tönt durch den Äther in gewohnt schlecht gelaunter Art: "Das wurde ja auch Zeit".

Verdammt... Sein Funk geht doch.

3 Kommentare:

Beate hat gesagt…

Oh Mann, ist das spannend!!!!

Chrissi hat gesagt…

Oh ja, das finde ich auch und Herr Lustig erinnert mich ungemein an meinen Prüfer bei der Fahrschule, der hat auch nur grimmig drein geschaut und missmutig seine Anweisungen gegeben. Am Ende der Prüfungsfahrt meinte er dann aber: so nun atmen sie ert einmal, sie haben bestanden!
Ich warte dringend aufs nächste Kapitel!

Ariane hat gesagt…

sehr schön: ...verdammt...sein funk geht doch! Prima setting ;-) freue mich auch auf die Fortsetzung! LG VOM sCHWESTERHERZ!