Samstag, 22. Mai 2010

Kontrollflug 2

Die Ausbildung zum Privatpiloten unterteilt sich quasi in 3 ungleich lange Phasen, welche zu jedem Abschluss einen Kontrollflug mit dem Ausbildungsleiter nach sich zieht. Besteht man diesen Kontrollflug(Check), ist man freigegeben für die nächsten anstehenden Teile.

Phase I: Grundausbildung - Erlernen der Grundfertigkeiten, Starten, Landen, Funk und erste Notfallübungen(Air Work) - im Anschluss erfolgt Kontrollflug I 

Phase II: Vertiefung(längste Phase) - Das Erste Solo (am Platz), Solo Platzrunden, Ziellandeübungen(simulierter Triebwerksausfall), Navigationsüberlandflüge(terrestrische-,Funk-, GPS-Navigation), Fremdplätze anfliegen mit Solo Platzrunden, Verkehrsflughäfen anfliegen und Landen, Simulator Ausbildung (vertiefende Navigation), Überlandnavigation - im Anschluss erfolgt Kontrollflug II

Phase III: Solo Überlandflüge -> 1 Überlandnavigationsflug (finden und abfliegen von Navigationspunkten), 2 Überlandnavigationsflüge mit Zwischenlandung auf einem Fremdplatz, ein großer Dreiecksflug über einen Strecke von min 150NM(knapp 300km) und Zwischenlandung auf 2 Flugplätzen (gedachtes Dreieck) -> Anschluss erfolgt Kontrollflug III

Praktische Prüfung mit einem Prüfer des Luftfahrt Bundesamts!

Und ich stand nun am Ende der zweiten Phase und durfte den Kontrollflug bei meinem Ausbildungsleiter ablegen. Ich plante also in filigraner Feinarbeit einen Strecke, berechnete die Kurse, den Wind, die Distanz, Navigatorische Hilfsmittel, Treibstoff, Gewicht, Start- und Landestrecken und und und....  Und um 18uhr sollte es losgehen. Aber weit gefehlt. Leider hatte an diesem Tag ein andere Pilot seine Lizenzverlängerungsprüfung. Und da dessen Prüfer über zwei Stunden zu spät kam, war mein Flugzeug leider noch besetzt. Kurzer Hand wurde von der Flugschule um geplant und ich sollte auf ein anderes Flugzeug gleichen Typs umsteigen. Na fein... 

Doof nur das diese Flugzeuge zwar alle gleich aussehen, aber das Innenleben sich unter Umständen drastisch voneinander unterscheiden kann. Auch kann das Handling der Maschine ein Völlig anderes sein. Und so war es dann auch! Die Maschine hatte eine andere Instrumentierung, was zumindest bei navigatorischen Übungen zu einem echten Problem werden konnte. Gleichzeitig war die Kiste gleich mal 60Kg schwerer, was die komplette Leistungs-,Treibstoff- und Gewichtsberechnung vollkommen über den Haufen warf. Da wir mit zwei ausgewachsenen Personen an Bord zu schwer waren, konnten wir auch nur mit ca. 30 Liter Sprit los fliegen. Das reichte zwar für unseren vorgenommenen Zeitplan, aber es bot nicht unbedingt all zu viel Luft. Kurz gesagt: Die komplette Flugvorbereitung war das reinste Chaos und zog sich über 2h hin, sodass wir dann irgendwann in voller Eile los mussten um unser Programm noch zu schaffen. Also die perfekte Voraussetzung für ein Prüfungs-/Kontrollflug!!

Na jedenfalls zog sich dieses Chaos wie ein roter Faden durch den Flug. Vieles machte ich gut, aber einiges war echt eine halbe Katastrophe. Speziell der Funknavigationsteil mit den neuen Instrumenten war mehr als nur beschwerlich. Zum Glück waren die für diesen Kontrollflug relevanten Teile recht gut, auch wenn ich nicht unbedingt das Gefühl hatte. Jedenfalls krönte das ganze mit einer Landung mit total instabilen Anflug wegen extrem bockigen Seitenwind, welche ich aus Sicherheitsgründen dann abbrechen wollte um einen neuen(sicheren) Anflug durchzuführen. Mein Ausbildungsleiter war allerdings anderer Meinung und zwang mich zum Aufsetzen. 

In der anschließenden Besprechung teilte er mir mit, dass die Entscheidung zum Durchstarten vollkommen richtig war. Aber durch die mehr als ausreichend lange Landebahn und weiteren Termindruck hat er sich über diese Entscheidung hinweg gesetzt und mich trotzdem landen lassen. So viel zum Thema Kommandohierarchie!! Auf jeden Fall wurde mir nun mitgeteilt das ich die prüfungsrelevanten Teile gut gemacht habe und somit den Kontrollflug bestanden hab. Weiterhin haben wir die noch nicht so guten Teile ausgiebig besprochen und ins weitere Training mit eingebaut. Alles in allem, endete der Tag also doch noch recht zufrieden stellend. 

Und ich bin damit frei Phase III!! Überland Solo Flüge. Und Solo bedeutet hierbei ohne Fluglehrer an Bord! Komplett allein :-) Yeeeehhhhaaaaaa


Training goes on...

Donnerstag, 20. Mai 2010

Such das Stöckchen..

Mittwoch 19.05.10: Das Wetter spielt endlich wieder mit und nachdem ich beim letzten mal die Basic's wiederholt habe, ist dieses mal ein Navigationsflug über Land angesetzt. Los gehts um 18.30Uhr. Wir heben ab und melden uns in 2000ft über Bonn beim Tower von Köln/Bonn Airport. Warum? Ganz einfach: Unser Flug führt uns Ostwärts von Köln. Leider ist da aber ein riesen Flughafen im Weg mit eine sogenannten Kontrollzone. In dieser Kontrollzone bewegen sich die großen Flieger, welche gerade dort Landen oder Starten sollen und ohne Erlaubnis darf man da nicht rein. Und nicht nur das wir auf die andere Seite dieser Kontrollzone müssen, wollen wir auch noch genau durch den Anflugbereich des Flughafens fliegen. Nach freundlicher Kontaktaufnahme und einem überzeugenden akustischen Auftritt, dass wir sehr Zuverlässig sind und jede Anweisung des Lotsen unvermittelt folgen werden, dürfen wir auf vordefiniertem Weg und festgelegter Höhe in die Kontrollzone.

Und während wir nun zur anderen Seite fliegen, sehen wir unter uns kreuzend den "kontrollierten" Luftverkehr der verschiedenen Airlines im Landeanflug. Mir kommt die ganze Nummer ziemlich Surreal vor. Normalerweise sind die doch über mir. Und nachdem der Lotse den folgenden Funkspruch an eine dieser Maschinen abgibt, dämmert es mir langsam wie sich die Crew in der landenden 737 unter mir fühlen muss.

"AirBerlin 247, Sie haben Landeerlaubnis für Landebahn 32R, im falle einen Abbruchs(Durchstarten) steigen sie nicht über 1500ft (300m), VFR Verkehr (das bin ICH) kreuzt über Ihnen".

Nachdem wir das hinter uns haben, konzentriere ich mich darauf die vorher festgelegten Navigationspunkte entlang unserer Route zu finden. Diese führt uns in einer langen Kurve zurück an den Nordrand von Köln. 5 Punkte sind zu finden und 4 hab ich schon. Doch wo ist dieser verflixte Segelflugplatz?? Ich kreise an der vermuteten Position und suche und suche und suche....

Na circa 5 Minuten bekomme ich mit, dass auch mein Fluglehrer überhaupt kein Schimmer hat wo sich diese kleine Wiese befinden soll. Wir nutzen sämtliche uns zur Verfügung stehenden Mittel, aber nichts hilft. Wir finden ihn einfach nicht. Nach weiteren 10 Minuten beschließen wir gemeinsam, dass Segelflieger doof sind und streichen diesen Punkt von unserer Karte. Zurück über Leverkusen überlegen wir uns den Rückweg. Es gibt zwei alternativen. Im Tiefflug, wegen Luftraumbeschränkungen, um Köln herum und dann in einer langen Kurve Richtung Süden zurück zum Platz. Oder Direkt entlang des Rheins nach Süden zurück nach Hause. Es gibt nur ein Problem! Der Rhein liegt in besagter Kontrollzone, was wiederum bedeutet: Höflich Fragen und hoffen das man uns gewähren lässt. Der alternative Weg wäre zeitlich länger und unsicherer, da wir sehr Tief fliegen müssten.

Also war die Entscheidung klar! Erneute Kontaktaufnahme mit Köln/Bonn Tower und höfliches BettelnFragen nach Einlass!! Und wie durch ein Wunder, war der sonst so gestresste Lotse so freizügig, das er uns eine wunderschöne Sight-Seeing Tour entlang des Rheins gewährte. Und so ließ ich es mir nicht nehmen auch gleich ein paar Aufnahmen des Kölner Doms von oben zu machen. Hinfahren und drauf klettern kann jeder, aber drüber fliegen.... ;-)

Nach einer weiteren viertel Stunden waren wir wieder zurück am Platz und eine halbwegs vernünftige Landung beendete diesen RundTrainingsflug. Mein Fluglehrer war so zufrieden das er mich sofort zum nächsten internen Kontrollflug bei unserem Ausbildungsleiter anmeldete. Ein bestehen dieses Kontrollflugs bedeutet, dass ich danach alleine ohne Fluglehrer Überland- Trainingsflüge absolvieren darf/muss. 4 Stück stehen hier an und nach einer weiteren Kontrolle steht dann auch schon die Abschlussprüfung aus. Doch bin ich überhaupt schon soweit?????


Training goes on...

Donnerstag, 6. Mai 2010

Winterschlaf

Nach über 6 Monaten  und einer komischen AscheWettererscheinung, hab ich es nun endlich wieder geschafft, mich in ein Cockpit zu setzen und meine Ausbildung fortzusetzen. Interessanterweise war ich, durch das viele Lernen für die Theorieprüfung, welche ich dann auch mit Bravour gemeistert habe, ernsthaft der Meinung das ich nicht viel verlernt habe, von dem was ich mir in den letzten 30 Flugstunden mit über 100 Starts und Landungen an trainiert hatte. Und mal ehrlich: 6 Monate sind ja nun auch wieder nicht sooo viel Zeit!! Nun ja, jedenfalls hab ich meinem Fluglehrer bei der Planung für diesen ersten Flug im neuen Jahr trotzdem gebeten etwas mehr Augenmerk auf Wiederholungen zu legen, anstatt gleich mit dem Stoff weiter zu machen. 

Und so planten wir einen Flug mit einen paar Platzrunden(mehrere Starts und Landungen) und ein bisschen Airwork im Freien Gelände ein, um wieder rein zu kommen, falls ich wider erwarten doch etwas vergessen habe sollte. 

05.05.10 - Der kleine zweisitzige JoghurtbecherAusbildungsflieger rollt behebig zur Startbahn 29 des Verkehrslandeplatzes Bonn/Hangelar (EDKB). Am Haltepunkt vor der Startbahn wird die letzte Checkliste abgearbeitet und alles für den bevorstehenden Takeoff vorbereitet. Bis hierhin muss ich sagen, war alles Routine. Eine Routine die ich dutzende male geübt habe und mindestens doppelt so oft im Kopf durchgegangen bin. Nachdem also mein Fluglehrer zufrieden nickte, rollte ich langsam auf die Piste und war wirklich zuversichtlich das der Rest doch genauso klappen wird. 

Takeoff: Die Maschine beschleunigt und statt gerade auf der Piste zu rollen, erinnert der Weg eher an einen betrunkenen Autofahrer als an einen Piloten. Der Grund? Seitenwind! Ich habe mir natürlich den windigsten Tag im Jahr ausgesucht um wieder weiter zu machen mit meiner Ausbildung. Das lief also schon mal besser!! 

Kaum in der Luft wird der Flieger hin und her geschüttelt als hätte er hier oben einfach nichts verloren. Ich kann zwar nichts dafür, aber bei dem geschaukel Kurs zu halten ist kein Vergnügen. Es erfolgt der Anflug für ein Touch and Go(Aufsetzen und Durchstarten). Die Kiste fliegt auf und ab, nach rechts und wieder links, senkt und hebt sich wieder und ich mein einziger Gedanke ist: Gut das mich keiner sieht!!

AufprallLandung: Der Flieger setzt hüpfend irgendwo in der Mitte der Landebahn auf und aus Sicherheitsgründen wird auf das Durchstarten verzichtet und ein neuer Start angesetzt. Oh man... was war das???? Ich schaue mein Fluglehrer achselzuckend an, doch der ist die ruhe selbst und sagt: "Für den Anfang nicht schlecht aber gleich wirds besser!!". Woher nimmt der bloß diese Zuversicht?? 

Erneuter Start: Die Maschine beschleunigt und rollt.... ;-) .... gerade auf der Bahn, bis sie ihre Startgeschwindigkeit erreicht hat und entzieht sich wie erhofft der Anziehungskraft des Bodens. Sogar das Kurs halten klappt jetzt wieder etwas besser. Ein erneuter Anflug bestätigt mir das erhoffte: So langsam komm ich wieder rein!!! Es folgen noch zwei Touch-and-Go's und danach gehts ab ins Gelände. Es folgen Übungen wie Steilkurven, Strömungsabrissübungen in diversen Konfigurationen, "Bauern erschrecken"Aussenlandeübungen und Navigationsübungen. Und Gott sei Dank war es wie beim Fahrrad fahren!! Am Anfang wackelt es ein bisschen und dann kommt man ganz schnell wieder rein ;-)

Nach 1,5h sind wir jedenfalls wieder sicher am Boden. Trotz harscher Selbstkritik meinerseits war mein Fluglehrer eigentlich ziemlich zufrieden mit meiner Leistung. Und ich bin froh endlich wieder fliegen zu können. Demnächst gehts weiter mit einem Navigationstrainingsflug.

Training goes on....