Freitag, 11. September 2009

Kontrolliertes Chaos

Wir schreiben den 09.09.09! Deutschlandweit geben sich hunderte Paare das JA Wort. Manche aus Aberglaube, manche weil sie meinen das der zukünftige Partner doch wohl unmöglich dieses Datum je vergessen könne und manche, weil sie das Datum einfach so schön finden. Ich habe natürlich nicht geheiratet! Allerdings werde ich dieses Datum wohl trotzdem nicht so schnell vergessen. Es ist das Datum an dem ich mich das aller erste mal in die Fänge der der Deutschen Flugsicherung ausgeliefert habe und einen internationalen Verkehrsflughafen angeflogen hab. Um es genau zu nehmen: Köln-Bonn International Airport (EDDK/CGN)

Was macht das ganze so besonders? Meine Ausbildung hat bisher an einem kleineren Flugplatz und im "freien" Luftraum in der Nähe von Bonn statt gefunden. Auch wenn der Verkehrsflughafen Köln-Bonn ganz in der nähe ist, so gibt es doch einen deutlichen Unterschied(mal von der Größe abgesehen). Während an meinem Heimatflugplatz zwar ein Info Tower steht, der mich stets vor anderem Verkehr warnt, mich mit dem aktuellen Luftdruck für den Höhenmesser versorgt und mir sagt welche die aktive Startbahn ist, so kann ich doch mehr oder weniger Frei umherfliegen und tun wo nach mir der Sinn steht. Zum Köln-Bonn Airport kann ich allerdings nicht einfach so fliegen. Eigentlich nicht mal in die Nähe!! Denn dort gibt es eine Macht die Herr über alle Flugzeuge ist und über jeden Zweifel erhaben scheint.

Sie nennen sich die: ATC

Diese Air Traffic Controller, gemeinhin bekannt als Fluglotsen, sind Menschen die man sich immer zum Freund machen sollte. Andernfalls lassen sie einen entweder gar nicht landen oder Stunden lang im Kreis fliegen. Ein freundliches "Guten Abend" nach dem herunterrasseln der Standardansage lockert die Stimmung aber ungemein auf! Interessant ist: An jedem kleinen Flugplatz gibt es genau definierte Regeln wie, wo und wann geflogen oder eben nicht geflogen werden darf. Auf einem Verkehrsflugplatz ist hingegen alles möglich, solange der Fluglotse es einem sagt.

So ging es also auf ins kontrollierte Chaos und so spannend es auch war, ich war fix und fertig als ich am Boden ankam. Eigentlich wollte ich den Funk beim Anflug auf Deutsch machen und beim Abflug auf Englisch. Aber nachdem ich den Fluglotsen auf Deutsch schon kaum verstanden habe, dachte ich mir das ich es auf Englisch vielleicht ein anderes mal mache. Die Stimme des besagten Towerlotsen war ein monotones Brummen mit einem aufmodulierten Maschinengewehrartigen knattern von Englischen und Deutschen Anweisungen die über den Äther rauschten, untermalt vom romantischen Knacken des Funkgeräts. Eine wahre Freude für jeden Liebhaber akustischer Klänge. Auf die Frage an meinen Fluglehrer wie er das überhaupt verstehen könne, antwortete er nur dass er aufgrund seiner Erfahrung schon erwartet, welche Anweisung als nächstes kommt und er könne dann aus den verstandenen Brocken eine sinnvolle Info machen. Na fein! Erfahrung also...

Na jedenfalls sind wir auf einer der großen Landebahnen bei Dämmerung mit voller Anflugbefeuerung gelandet. Und das war schon echt ein Knaller!! Leider konnte ich keine Fotos machen da ich zu sehr mit dem "nicht abstürzen" beschäftigt war. Als wir dann unten waren ging es auf die Kilometer langen Rollwege und eine Übergabe zur Rollkontrolle fand statt. Die freundliche Dame war in jedem Fall besser zu verstehen und ein paar Rollwege später fuhren wir hinter einem Riesen "FOLLOW ME" Wagen hinter her, welcher uns im ganz große Stil zu unserer Parkposition am General Aviation Terminal (GAT) führte. Und natürlich winkte er uns auch noch mit seinen Leuchtkellen bis zum vollständigen halt ein. Das war echt witzig und echt übertrieben. Aber man soll sich ja nicht beschweren!! Professionalität ist wichtig und hat natürlich auch ihren Preis. Ich bin auf die Rechnung gespannt...

Nach einem kleinen Spaziergang übers Rollfeld schauten wir uns das General Aviation Terminal an, welches erstaunlich Rustikal im Gegensatz zu den Großen Airliner Terminals wirkte. Jedenfalls kostet der Automatenkaffee 50 Cent. Das ist doch schonmal was. Nach An- und Abmeldung gings zurück zum Flieger.

Nach 3 Ellenlangen Funksprüchen und 3 Frequenzwechseln, standen wir nun Abflugbereit am letzten viertel der 1,62 km langen Landebahn 32L. Es sei gesagt das ich mit dem kleinen Flieger ungefähr 400m Wegstrecke zum starten und Landen benötige. So staunte ich nicht schlecht als ich dann die restlichen 1,2 km auf der Startbahn zurückrollen sollte um auch ja am Anfang zu Starten. Auf den freundlichen Hinweis an den Tower, dass mir die Hälfte der Strecke auch reichen würden, bekam ich professionell und freundlich erklärt das ich gefälligst am Anfang zu starten habe. Nun gut. Also rollte ich und rollte ich und rollte. Es dauert schon seine zeit um mit 20km/h eine Strecke von 1,2 km zu überwinden. Am Anfang der Bahn angekommen, drehte ich um und wünschte mir noch 2 Platzrunden bevor man mich aus der Kontrollzone lotsen würde.

Nach dem Start, 1000ft Höhengewinn und 2 Kurven befand ich mich im Gegenanflug und wollte gerade mein Flieger zur Landung konfigurieren, als man mir sagte das auf der Querbahn, welche meine Landebahn kreuzt, eine LTU Maschine zur Landung ansetzt. Kurzerhand bekam ich die Anweisung den Anflug auf die Landebahn 32R statt 32L fort zu führen. Der kleine aber feine Unterschied ist: Die 32R ist 3,8 km reiner Asphalt und wird eigentlich nur von den Airlinern verwendet. Ich erinnere nochmal: Ich brauche 400m zum landen. Also befand ich mich kurze Zeit später in einer Staffelung mit den großen Jungs. Und anstatt mich 3 von den 3,8km Piste fliegen und dann erst landen zu lassen, bekam ich Anweisung brav am Anfang aufzusetzen. Und nicht das ich nach dem Landen schnellst möglich runter sollte von der Bahn... Nein!! Ich sollte rollen bis fast ans Ende. Also rollte ich und rollte und rollte und rollte...

Und als hätte man es kommen gesehen tönte es, für das hinter mir fliegende Flugzeug über den Äther.. "Lufthansa 587, brechen Sie den Anflug ab, eine Katana auf der Bahn, steigen Sie auf 3000ft, Fliegen sie Landebahnrichtung und kontaktieren sie Köln-Bonn Abflug auf ....,... Mhz für erneuten Anflug" (frei übersetzt). Falls jemand in diesem Flieger saß: Es tut mir aufrichtig Leid für die 15-20min Verspätung die Sie hatten. Aber ich kann leider nichts dafür. Was der Lotse sagt ist.....

Den blöden Kommentar des Lufthansa Piloten und die frage was überhaupt eine "Katana" sei, lassen wir an dieser Stelle nur als Erwähnung stehen.

Es war jedenfalls ein spannendes aber anstrengendes Erlebnis was in jedem Fall Lust auf mehr macht. Ich hoffe dann klappts auch besser mit dem Nachbarn... äh.. Funk ;-) Krönender Abschluss war die fast nächtlich Landung auf meinem Heimatplatz mit voller Anflugbefeuerung. Die ist zwar nicht annährend so umfangreich wie in Köln-Bonn, aber man kommt sich schon wichtig vor, wenn nur für einen persönlich ein Blitzlichlichtgewitter auf der Bahn entfacht wird :)

Donnerstag, 3. September 2009

ne kurze runde um Block

Endlich... Nach Wochen des Fliegens und Trainings "nur" am Heimat Platz, hatte ich gestern mein ersten Überland-Einweisungsflug. Endlich mal weg und die Gegend erkunden. Startzeit sollte eigentlich 18Uhr sein, aber nachdem ich beruflich bedingt erst viertel vor 6Uhr ankam musste ich schnell feststellen das 15Minuten Vorbereitung nicht unbedingt ausreichen. Es galt ein Flugplan vorzubereiten der einiges an Rechenaufwand beinhaltete: Flugwetterberatung einholen, Meldungen für Luftfahrer bezüglich der Flugplätze auf unserer Route prüfen, Kurse, Strecken und Flugzeiten berechnen, Treibstoffkalkulationen, Gewichtsberechnung sowie Start- und Landestreckenberechnung und noch so einige "Kleinigkeiten". Und aus 18Uhr geplantem Abflug wurde dann 19Uhr.

(zum vergrößern einfach anklicken)

Die geplante Strecke führte uns von Hangelar, über Bonn nach Weilerswist, Vettweiss, über den Zülpich See via Euskirchen nach Bad Neuenahr, Mönchsheide, Eudenbach und zurück nach Bonn und dann zum Flugplatz. Also Quasi ne gemütliche 50 Minuten runde um den Block ;-)

(zum vergrößern einfach anklicken)
Ziel der ganzen Übung war es die zuvor berechneten Kurse unter Berücksichtigung des Windes und anderer Einflüsse sowie der geplanten Flugzeiten zu Überprüfen und die angedachten Flugplätze und Orte auch zu finden.

Und da liegt der Hund begraben! Und ich dachte das wäre einfach. Ich flog los, ging auf den berechneten Kurs, flog in der kalkulierten Höhe (2500ft), und schaute auf die Uhr wann ich am Ziel angekommen sein müsste. Soweit so gut!! Der nächste Schwerpunkt war markante Bodenpunkte wie Orte, Straßen, Eisenbahnen, Flüsse und Seen, etc. auf der Karte zu identifizieren und somit die eigene Position zu bestimmen. Und so flogen wir also und ich erkannte fleißig meine Position, erkannte Orte, Autobahnen und und und...

Und irgendwann war die Zeit rum! Und laut Karte und den Orten die ich erkannte, war ich der Meinung das ich am Ziel angekommen war. Nur wo war das Ziel??

Wo ist dieses blöde Flugfeld??? Hmm... Also gut, bevor wir hier noch bis nach Holland juckeln, drehen wir mal ein paar Kreise zum Orientieren. Also nochmal auf die Karten schauen, nochmal raus gucken, nochmal auf die Karte schauen, nochmal rausschauen, ratlos den Fluglehrer anschauen, nochmal auf die Karte schauen, nochmal rausgucken, kurz fluchen, nochmal auf die Karte schauen, wieder ratlos den Fluglehrer anschauen, sich nutzlose hinweise geben lassen, nochmal rausschauen, sich über sich selbst ärgern! So vergingen also 4 Minuten Flug und 2 Vollkreise. Irgendwann verriet mir dann mein Fluglehrer das er wenigstens den Platz schon gesehen hat. Naaaa Super!!!

Wenigstens war ich im richtigen Gebiet und wenigstens hab ich die Orte richtig erkannt aber wo ZUM GEIER IST DIESES FLUGFELD!!! *Grummel*

Es fallen Kommentare wie: "Nicht Aufgeben! Sie finden das schon! Sie können ja später nicht zu Ihren Fluggästen sagen das sie jetzt umkehren weil Sie heute den Platz nicht finden". Sehr Hilfreich! Der Lässt mich auch echt ins offene Messer laufen... "Eine Minute gebe ich Ihnen noch, dann sag ich Ihnen wo der Platz ist". Alles klar, drehen wir also noch ein Ründchen! Zur Abwechslung mal nach Links. Da seh ich auch mehr und muss mich nicht gleich Übergeben bei dem ständigen im Kreis fliegen ;-) Die Leute auf dem Boden müssen auch sonstwas denken.

Ohhh man!!!! Jeder kennt den Spruch: Du bist Opfer deines Erfolges! Und mit einmal wird mir klar was das ganze bedeutet. Da hab ich doch echt das aller erste mal so präzise Navigiert, dass ich bei Minute Null auch wirklich am Ziel bin und dann finde ich es nicht. Und warum??? Weil ich drauf stehe... genauer gesagt darüber fliege!!! Ich habe doch echt ein Kreis nach dem anderen gedreht, die Landschaft abgesucht und hab mich dabei die ganze Zeit exakt über dem Ziel befunden ... Schallendes Gelächter kommt aus dem Headset. Na danke auch!

Aber lieber so als in Aachen anzukommen und nach dem Frankfurter Flughafen zu fragen. Jedenfalls ging es noch weiter zu den nächsten Punkten und ich hab sie alle gefunden. Ich hatte sogar Zeit die Landschaft und tollstes Wetter zu genießen. Nach einer Stunde und 5 Minuten oder 77 NM (140km) + ein paar unnötige Vollkreise, landeten wir wieder sicher in Bonn-Hangelar und ich war überglücklich den ersten Überlandflug erfolgreich durchgeführt zu haben. Demnächst gehts nach Koblenz und ins Siegerland und dann wird da auch mal gelandet. Ich freu mich jedenfalls drauf!

Mittwoch, 2. September 2009

schlechter demokrat

Da schaue ich gestern in die Hauspost und erhalte, wie wahrscheinlich jeder wahlberechtigte Deutsche, eine Wahlbenachrichtigung zur Wahl des Bundestages. Und während ich ziemlich irritiert den, im lieblosen Amtsdeutsch geschriebenen, Befehl für den Gang zur Wahlurne durchlese, kommen mir ernsthafte Zweifel an meiner geistigen Gesundheit. Wofür war bitte die Wahlbenachrichtigung, die ich vor gut einem Monat lieblos auf den "noch zu erledigen" Stapel auf meinem Schreibtisch gefeuert hab???
Oh je, es waren Kommunalwahlen und ich habs verrafft! Nicht das ich am Sonntag nicht mal 10 Minuten Zeit gehabt hätte. Klar hängen hier überall Wahlplakate und im Fernsehen flimmern die Wahlwerbesendungen der Parteien für die Bundestagswahl, vom Äther als neues politisches Medium mal abgesehen, aber irgendwie ist das alles an mir Vorbeigegangen.

SUPERWAHLJAHR...

Super sag ich! Im Juni Europawahl, August Oberbürgermeisterwahl, auch im August Komunalwahl, September Bundestagswahl! Das strengt an! Ich verliere den Überblick. Ich gebe zu ich schäme mich mein Wahlrecht nicht genutzt zu haben, aber mal ehrlich wer soll denn hier noch den Überblick wahren. Mein nächstes Handy braucht dringed ein "Election Reminder".