Freitag, 27. November 2009

report runway insight..

Obwohl ich im Vergleich zu den großen Jungs noch eine recht überschauliche Ausbildung genieße, so hab ich doch eine Tatsache schon sehr früh begriffen. Der größte Aufwand für einen Flug, findet vor dem eigentlichen Ereignis statt. Es muss geplant, gerechnet, geprüft, interpoliert, angepasst, erneut berechnet und wieder geprüft werden, bevor überhaupt so etwas wie z.B. ein „Flugplan“ zustande kommt. Dann gibt da noch das Wetter das, natürlich auch mit einbezogen werden will und daher auch eingehend geprüft werden muss. Und, und, und… Und so passiert es schon mal, dass für einen einstündigen Flug schon mal 2h der Vorbereitung drauf gehen. Nur um dann später im Flug fest zu stellen, dass doch alles ganz anders ist als man berechnet hat. Aber so ist das eben mit der Luftfahrt... Möglichst professionell vorbereitet sein, um dann während des Fluges, bei ungeplanten Ereignissen(Expect the unexpected), unter der Ray Ben Pilotenbrille ganz locker die Augenbraue zu heben und der Flugsicherung mit der Ruhe eines Tibetanisches Mönchs die folgenden Worte zu zuflüstern: „D-TG, Need Assistance“.

Hat man sich dann endlich gemäß seiner gesetzlichen Verpflichtungen (§3a LuftVO) zu Tode geplant, und glaubt aufgrund dieser Tatsache das sich das komplette Universum vor einem entschlüsselt hätte, kann man nun endlich sein Flugzeug besteigen. Und wer glaubt dann endlich los fliegen zu können, täuscht sich leider immer noch. Da muss erst mal das komplette Flugzeug im Outside Check überprüft werden, dann werden die Unterlagen des Flugzeugs geprüft, die Maschine gecheckt(Bremsen, Klappen, Steuerung, etc.) , die Fluginstrumente überprüft, der Motor gequält und nicht zu vergessen die Checklisten abgearbeitet werden. Und sollte das alles ohne Beanstandung funktioniert haben, steht man nun hoffentlich am letzten Roll halt der Startbahn und ist bereit für den Abflug. So ist eben die Regel und alles im Namen der Sicherheit…

Dienstag 24.11.09 – 18Uhr Ortszeit.
Ich befinde mich in einem großen Raum dessen Fenster penibel genau abgedunkelt sind. Ein leises monotones Brummen von Servern erfüllt den Raum, mehrere Projektoren heizen auf und geben ziemlich beunruhigende Geräusche von sich. Es knackt und ein Kompressor fängt an seinen Dienst zu tun. Es ist der Simulator (FNPT I) meiner Flugschule der sich langsam bereit macht um mich zu quälen. Ein sehr ungewohntes Gefühl in einem Flugzeugcockpit zu sitzen, dass sich mal nicht bewegt. Und noch dazu ist es ein komplett anderer Flugzeugtyp der hier abgebildet wird. Aber dem Blick meines Ausbilders zur Folge, stellt das überhaupt kein Problem dar. Eine kurze Einweisung folgt und ein simulierter Start auf der Piste 32R des Kölner Bonner Airports erfolgt. So viel zum Thema Flugvorbereitung !!! Ich hebe ab und versuche mich mit der Steuerung dieses Flugzeugs vertraut zu machen. Und nicht mal 5 Minuten später, gibt es einen Ruck in der künstlichen Außenwelt und mein Lehrer setzt mich von seinem „Instructor“ Arbeitsplatz aus, auf 4000ft und kommentiert das Ganze mit den Worten: „Dann werden wir Sie mal etwas ins Schwitzen bringen“. Es lebe der Simulator…

Es folgen ein paar kurze Übungen und mit einmal fängt das Flugzeug an, unkontrolliert entlang seiner Achsen, ständig auszubrechen. Mein Lehrer erklärt dieses Verhalten mit „Sturm“. Na fein… Lerne ich nicht die ganze Zeit über „nicht“ in einem Sturm zu fliegen?! Und nach einer kurzen Eingewöhnung gibt es einen weiteren Ruck und die Landschaft vor mir verschwindet in einer Grauen Wolke. Na fein!!! Ich bin mitten drin in einem riesen Unwetter. Und nicht nur das ich draußen nix mehr sehe, nur noch meine Instrumente als Referenz habe und dieser Blöde Simulator alles tut, außer gerade aus zu fliegen, habe ich noch einen Fluglotsen im Nacken der mich ständig mit Anweisungen nervt wie ich, welche Funkstandlinien(Radiale) von diversen Funkfeuern, abzufliegen habe. Tolle Wurst… Ich bin nahe der Überforderung. Die erste Regel im beim Fliegen lautet: „ Fliege das Flugzeug!!“. Das klingt ziemlich lächerlich aber angesichts solcher Umstände wird mir der Sinn dieser Worte langsam klar. Ich hab so viel gleichzeitig zu tun, dass sich immer wieder Dinge meiner Aufmerksamkeit entziehen. Stelle ich die Navigationsempfänger auf die verlangten Frequenzen ein und versuche meine Position zu bestimmen, während ich gleichzeitig die Anweisungen der Flugsicherung bestätige, verliere ich auf einmal Höhe! Achte ich auf die Höhe, und versuche die vorgegebene Geschwindigkeit des Lotsen einzuhalten, merke ich wie ich mich immer weiter von der Funkstandlinie entferne. Es ist eine Qual! Meine Augen rotieren über die Instrumente und ich versuche alles, um „Herr der Lage“ zu bleiben oder zu werden. Ich schwitze und je besser ich klar komme, umso mehr Anweisungen erhalte ich vom Lotsen(mein Fluglehrer). Es nimmt einfach kein Ende. Ich hab keinen Schimmer mehr wo ich bin, aber dafür gibt es ja die Flugsicherung. Ich bin vollkommen Ihrer Gnade ausgeliefert und das einzige was ich tun kann, ist Ihren Anweisungen zu folgen und in der Luft zu bleiben.

Anweisung auf Anweisung folgt und ich wünsche mir gerade nichts mehr als einen Copiloten der mich etwas entlastet. Aber Fehlanzeige!! Das einzige was ich an Unterstützung erhalte, sind Hilfestellungen zur Anflugkonfiguration des Flugzeugs. Und das auch nur, weil mir der Flugzeugtyp nicht vertraut ist und ich keinerlei Checklisten besitze. Wobei ich mich frage, wann ich noch Zeit für Checklisten haben sollte. WANN???

Es ertönt im Lautsprecher die Anweisung „D-EFTP – Descend to 1400ft“. Ich bestätige so kurz es eben geht die Anweisung zum sinken und führe eine sanfte Bewegung am Steuer aus. Das Flugzeug ist derart am Schaukeln durch den tobenden Sturm, dass jeder Fluggast schon längst das Kotzen bekommen hätte, wenn sich dieser Simulator wirklich bewegen würde. Und auf einmal ertönt eine laute Warnung! Das Fahrwerk möchte ausgefahren werden, da ich mich scheinbar dem Boden nähere. 1400ft sind doch wohl mehr als genug Luft bis zum Boden. Was soll die Warnung?? Ich bin schwer Irritiert!! Ich fliege noch ein paar Kurven, wie es der Lotse verlangt und erhalte auf einmal die Anweisung: „D-EFTP – Report Runway insight“! Wie jetzt??? Ich soll die Landebahn in Sicht melden?? Ach ich lande gerade?! Gut zu wissen!!! Bis eben dachte ich, ich soll nur aus dem Sturm raus fliegen. Ich konfiguriere also das Flugzeug, setze die Landeklappen und fahre das Fahrwerk aus und schaue gespannt aus dem Fenster. Und was sehe ich: Nix!! Da ist nichts!! Nur Grau… Wo bitte soll ich da landen?? Ich sinke weiter, bleibe auf dem Leitstrahl so gut es eben geht und obwohl ich weiß, dass es nur eine Simulation ist, wird mir etwas mulmig. Ich fliege vollkommen Blind und verlasse mich auf einen Menschen den ich nicht kenne und der Boden kommt immer näher. So sagt es jedenfalls mein Höhenmesser. Ein Schriller Warnton lässt mich zusammen zucken. Ich überfliege den „Middle Marker“, das sogenannte Haupteinflugzeichen. Ich nähere mich wohl der Landebahn.

Aber sehen??? Fehlanzeige!! Langsam bin ich wirklich froh das dass alles nicht echt ist. Mir doch Wurst ob diese Blöde Kiste am Berg zerschellt. Allerdings bin ich mir trotzdem relativ sicher auf Kurs zu sein und mit einem Mal wird es heller in der Wolke. Irgendetwas kämpft sich durch den Dicken Schleier aus Wolken. Ein anderes Flugzeug?? Nein… Es Pulsiert und nimmt langsam Form an.

„D-EFTP has runway insight!!” – Ich sehe Sie!! Ich sehe den Boden und fühle mich das erste Mal seit einer Stunde, als hätte ich wieder Kontrolle über das was ich hier tue. Und ein paar Augenblicke später setze ich kontrolliert auf der Piste auf!

Ich bin heil froh, dass mir so etwas wohl nie passieren wird im wirklichen Leben. Dem vernehmen meines Lehrers nach, hab ich mich aber dennoch wohl relativ gut angestellt. Trotzdem: Es lebe die Flugplanung!!! Um Gewitterstürme werde ich einen schönen Bogen machen!!
Training goes on...

Donnerstag, 19. November 2009

Rückfall

Es ist etwas passiert! Etwas was mir schon lange nicht mehr passiert ist! Und ich glaube es ist ein Zeichen....

Es ist Donnerstag und ein, für meine Begriffe, Ereignisloser Tag neigt sich langsam dem Ende. Obwohl wir November haben und die Temperaturen der Jahreszeit entsprechend niedrig sind, gab es heute einen nahezu wolkenlosen Himmel mit einem atemberaubend schönen Sonnenuntergang. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich mich in ein Flugzeug gesetzt und wäre der Sonne hinter her geflogen, nur um ein paar Minuten länger diesen Anblick genießen zu können. Ich war wirklich entspannt!! Ich ging aus dem Büro, setzte mich in mein Auto und trat den relativ kurzen Heimweg an und malte mir in Gedanken aus, was ich den Rest des Tages so anstellen könnte. Nach nicht einmal 2 Minuten erreichte ich eine relativ unspektakuläre Kreuzung zweier Nebenstraßen und einer Hauptstraße. Ich sollte zuerst erwähnen, dass ich seit 5 Jahren in dieser Stadt wohne. Und es stellte sich im laufe der Jahre heraus, dass ein Nutzen der Nebenstraßen (Schleichwege) ein deutlich schnelleres und entspannteres erreichen jeglicher Ziele zur Folge hat. Und so fuhr ich auch dieses mal eine entsprechende Route. Doch irgendwas war heute anders. Schon heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit wunderte ich mich über diese ungewöhnlich hohe Verkehrsdichte auf diesen kleinen Straßen, aber das tat ich als Zufall ab und ließ mich von den 10 Minuten Verspätung nicht weiter beunruhigen. Doch jetzt war es genauso!! Ich fuhr aus der Nebenstraße heraus an die Kreuzung und hielt zur eigenen Verwunderung ordnungsgemäß an einem Stopschild. Und als hätte man es extra für mich bestellt, taten die Kölner das, was sie meiner Meinung nach am besten können: Sie fuhren aus allen Richtungen auf gemeinsam auf die Kreuzung und verkeilten sich somit Bilderbuchhaft in einander. Nicht das von vornherein klar gewesen wäre, dass ein Befahren der Kreuzung unmittelbar dazu geführt hätte, aber nun war es eben so. Und ein Fortkommen wäre nur möglich, sobald einer der Kandidaten auf sein Ordnungsgemäßes Recht der Vorfahrt verzichten würde. Aber wie jedesmal war dies überhaupt nicht einzusehen, von keinem!!!

Ehrlich gesagt war es eine Situation, wie ich Sie schon sehr oft erlebt hatte und somit konnte ich auch nur meinen Kopf schütteln und warten, bis sich irgendeinem dieser Helden die Lösung offenbaren würde. Und eines war klar: Sollte dies geschehen, würde es trotzdem bedeuten das ein einsehen des vermeintlichen Fehlverhaltens, zu keiner Zeit erfolgen würde. Somit ist eine Wiederholung des Vorfalls nur eine Frage der Zeit. Aber wie schon gesagt, das alles habe ich schon oft erlebt und irgendwann gewöhnt man sich an das Unvermögen Kölner Verkehrsteilnehmer.

So stand ich nun als da, wartete und wartete und wartete und es amüsierte mich schon fast, wie sich kleine Teile des Knotens lösten und neue Akteure unvermittelt ihren Platz einnahmen. Irgendwann fragte ich mich, was wohl die Leute hinter mir von dem Schauspiel hielten und schaute entsprechend in den Rückspiegel.

Eine ungefähr 65-70 jährige Frau, in einem Knall roten Fiat Panda, sitzt Wild gestikulierend, hupend hinter dem Steuer und gibt mir durch eindeutige Handzeichen zu verstehen, dass ich fern jeder Vernunft, Logik und Regeln mich auch noch auf die Kreuzung stellen sollte. Und da passierte es...

Ich wurde innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde Wütend. Nein, mir platzte förmlich der Kragen!! Etwas, was mir schon sehr sehr lange nicht mehr im Kölner Stadtverkehr passiert ist!! Ich wurde richtig Sauer !!! Ich schimpfte, durchaus der Tatsache bewusst das es niemand hören könnte, gestikulierte Wild und machte der Damen deutlich, was ich von Ihr und Ihrer tollen Idee halten würde. Und je länger wir standen, um so wütender wurde ich auf diese Dame. Selbst beim schreiben dieser Zeilen merke ich einen deutlichen Anstieg meines Pulsschlages. Glücklicherweise löste sich der Knoten, auf die gleich unverständliche Weise wie er entstand, auch wieder auf. Ein Effekt der im übrigen in NRW auch auf den Autobahnen immer wieder zu meinem Leid und gleichzeitiger Faszination zu beobachten ist. Jedenfalls fuhr ich mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit weiter und versuchte mich den Rest des Weges wieder abzuregen. Eine Unterfangen was mir zu diesem Zeitpunkt erstaunlich schwer fiel. >
Was soll ich sagen: Ich glaube das war ein Zeichen. So ging es mir oft als ich hier her Zog!! Und ich denke es will mir sagen: es ist an der Zeit weiter zu ziehen. Es ist langsam die Zeit gekommen das Land der bekloppten wieder zu verlassen. Ich bin gespannt....

Dienstag, 10. November 2009

Fremdplatzerfahrung

Wer Pilot werden will, ob nun groß oder klein, muss während der verschiedenen Ausbildungsphasen auch ab und an alleine Fliegen. Während die ersten Solo Stunden am Heimatflugplatz statt finden, den man irgendwann wie seine Westentasche kennt, müssen diese Erfahrungen irgendwann auch woanders gemacht werden. Und so sahen die letzten Trainingsflüge so aus, dass ein Überlandflug, mit überwiegend terrestrischer Navigation, zu einem anderen Flugplatz oder Flughafen durchgeführt wurde. Und nachdem man dort ankam und sich vertraut gemacht hat mit den entsprechenden Verfahren am Platz, wurde der Fluglehrer am Boden abgesetzt und dann gings wieder allein in die Luft. Ziel war es jeweils 3 Platzrunden allein an diesen Fremdplätzen durchzuführen. Langfristig betrachtet, ist dies eine Vorstufe für die letzten Ausbildungsabschnitte. Dann nämlich muss ich ganz allein...und ich meine wirklich allein!!... einen 3 stündigen Überlandflug durchführen und dabei an 3 verschiedenen Plätzen landen. Und mein Fluglehrer hat dabei nur die Möglichkeit ab und zu von zu hause aus, bei den Plätzen per Telefon anzurufen und zu fragen ob ich denn schon angekommen bin. Wenn ich das dann erfolgreich überlebt habe, steht nur noch die praktische Prüfung an und dann bin ich offiziell Pilot :)

Hier jedenfalls ein kurzes Video vom Anflug auf den Siegerland Airport. Deutschlands höchst gelegener Verkehrsflughafen. Kurz vor meiner Landung durfte ich noch 3 Warteschleifen drehen, weil ein Jet aus Ghana der Meinung war wichtiger zu sein als ich in meinem kleinen Joghurtbecher. Frechheit !!!